Der Krieg um die galaktische Republik tobt über Coruscant und mitten drin stecken Jedi-Padawan Anakin Skywalker (Hayden Christensen), sein Meister Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) und der süße Astro-Droide R2-D2. Ihre Mission lautet: Den entführten Obersten Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid) aus den Fängen des Sith-Lords Count Dooku (Sir Christopher Lee) zu befreien. Anakin gelingt es schließlich Dooku zu überwinden, doch als er auf Palpatines Befehl hin den Henkerschlag ausführt, scheint sich bereits anzubahnen, was die restliche Story bestimmen soll. Anakins Zwiespalt zwischen dem Kodex der Jedi, seinem Meister und der giftigen Stimme Palpatines.
Zurück in der galaktischen Hauptstadt müssen Anakin und Padme (Natalie Portman) nicht mehr nur ihre Ehe vor der Öffentlichkeit geheim halten, sondern nun auch noch ein Baby, das auf dem Weg ist. Über diesem Versteckspiel suchen Anakin zudem plötzlich seltsame Alpträume heim, in denen er Padme bei der Geburt sterben sieht. Da solche nächtlichen Traumgesichte bereits den Tod seiner Mutter prophezeiten, schwört er sich nun, einen Pfad zu finden auf dem er das drohende Unheil verhindern kann.
Kanzler Palpatine scheint über solche Fähigkeiten Bescheid zu wissen, doch allzu schnell wird klar, warum. Hinter seinem milden Lächeln verbirgt sich in Wirklichkeit die boshafte Fratze des gesuchten Sith-Lords Darth Sidious. Nachdem Anakin erkennt, dass Palpatine so die Fäden im galaktischen Krieg zieht und kurz davor ist zum vernichtenden Schlag gegen die Jedi auszuholen, befindet er sich in der Zerreißprobe. Bleibt er ein Jedi und ein Ergebener der Republik, oder unterstellt er sich dem aufkeimenden Imperium und noch dazu den Lehren der Sith, um Padme vor dem Tod zu bewahren?
Hiermit kommen wir also zum guten Prequel! Während Die dunkle Bedrohung und Der Angriff der Klonkrieger zwar für Kinder Festspiele zum Staunen waren, für Erwachsene aber an der Grenze zur Geschmacksverirrung nagten, ist Die Rache der Sith unterhaltsam von Anfang bis zum Schluss. Man wird den Eindruck nicht los, dass George Lucas nur auf diesen Teil der neuen Trilogie gewartet hat, um schließlich die Geschichte zu erzählen, die er eigentlich die ganze Zeit erzählen wollte: nämlich Anakins Verwandlung zu Darth Vader.
Das erste Mal seit 1999 stehen wieder mehr positive als negative Vermerke auf der Kladde eines Kritikers. Die Fehltritte dieses Films konzentrieren sich vor allem auf zwei Baustellen. Die erste ist Schurke Grievous (Matthew Wood), der in der Werbekampagne und den Trailern als ein mächtiger Druidengeneral angepriesen wurde. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, dass ich damals jeden Tag vollkommen in mich gekehrt mit der passenden Actionfigur Schlachten gewann. Vier Arme, vier Laserschwerter! Woooow! Jeder Junge wollte diesen Fiesling kämpfen sehen.
Als was sich Grievous im Film dann wirklich entpuppt, hat mich bereits als 12-jähriger schwer enttäuscht. Lahm, seelenlos, uninteressant! Wenn er auftaucht – was nur äußerst selten vorkommt – kämpft er so gut wie nie mit seinen Laserschwertern, sondern ist ein hustender Nichtskönner. Ich meine, wie schlecht ist ein Bösewicht denn bitte geschrieben, wenn Mace Windu im Film über ihn aussagt: „General Grievous wird fliehen und sich verstecken, wie er es immer tut. Er ist ein Feigling“? Als er dann gegen Obi-Wan endlich seine Jedi-Waffen entfesselt, verliert er binnen Sekunden seine ersten beiden Arme und zieht auch sonst auf peinliche Art und Weise den Kürzeren. Das Experiment Grievous mag in der Clone-Wars-Reihe geglückt sein, im Live-Action-Film ist es eindeutig gescheitert.
Die zweite große Baustelle ist eben jener berüchtigte Wandel von Anakin Skywalker zu Darth Vader, von dem jeder vorher wusste und auf den jeder gewartet hat. Da ist es natürlich sehr unglücklich, dass gerade dieser nicht funktioniert. Und wenn ich sage „nicht funktioniert“, meine ich „hundsmiserabel verarbeitet“. Der Weg zum großen Showdown mit Darth Sidious ist tatsächlich gelungen, aber was sich dort in den Büroräumen Palpatines und darüber hinaus abspielt, entbehrt jedem Verständnis.
Zunächst ist Anakin kaum zu bändigen in seiner Entschlossenheit gegen die Sith und will den Kanzler am liebsten selbst umbringen, als der seine wahre Identität offenbart. Er schaltet den Rat der Jedi ein und lässt sich kaum davon abhalten bei der Verhaftung mitzuhelfen. Dann schlägt er Mace Windu jedoch den Arm ab, weil er in Palpatine seine einzige Hoffnung auf Padmes Rettung sieht, ist kaum eine Sekunde über den Tod des Jedi-Meisters schockiert und unterwirft sich Darth Sidious augenblicklich. Keine fünf Minuten später findet Anakin sich bereits im Tempel der Jedi wieder, wo er Jünglinge abschlachtet. Da ist nichts mehr übrig von innerer Zerrissenheit, alles Subtile ist vorbei und es regiert von jetzt auf gleich ein Monster. Schlecht geschauspielert ist das Ganze obendrein, aber das ist bei Hayden Christensen nichts Neues.
Auch wenn es gleich noch viele positive Momente zu erwähnen gilt, darf an dieser Stelle eine bedauerliche Erkenntnis nicht unter den Teppich gekehrt werden. Mit der Person Anakin steht und fällt die Konzeption der Prequel-Trilogie. Das war vorher klar. Es ist seine Geschichte und die sollte den alten Star-Wars-Filmen Tiefe verleihen. Diese Mission ist spätestens in Episode III gescheitert. Anakin Skywalker wird für den Zuschauer in keinem der drei neuen Filme zu einem überzeugenden, ikonischen Helden oder Anti-Held. Seine Dialogzeilen bleiben über weite Strecken hölzern, seine schauspielerischen Fähigkeiten von viel zu geringer Bandbreite, seine Entscheidungen sind oftmals schwer nachvollziehbar und lassen kaum Raum für Empathie.
Diese Tatsache kann jedoch – wie in den beiden ersten Prequels – den Spaß am Rest des Films nicht schmälern. Irgendwas muss vor Episode III geschehen sein, denn diesmal sehen die CGI-Szenen hier und da atemberaubend aus und erscheinen auch zehn Jahre später kaum gealtert. Die Raumschlacht zu Beginn bildet das beste Beispiel dafür. Die schicksalhaften Laserschwert-Kämpfe zwischen Yoda und dem Imperator, sowie zwischen Anakin und Obi-Wan überzeugen jeder auf seine eigene Weise. Das Duell zwischen Anakin, Obi-Wan und Count Dooku, was in Episode II ja eine Katastrophe war, ist nun ein Festessen für alle Jedi-Fans. Am besten ist wohl jene Sequenz, in der Anakin zunächst zögert und den überwältigten Dooku dann doch eiskalt enthauptet. Zusammen mit Palpatines teuflischer Stimme und dem verhallenden Echo der Laserschwerter, als Dookus kopfloser Körper niedersinkt, erzeugt der Moment immer wieder aufs Neue Gänsehaut.
Auf der Ebene der Figuren muss man George Lucas einmal ein großes Lob für Palpatine, Yoda und R2-D2 aussprechen. Sie sind in allen drei Prequels gut geraten und treffen den Ton der alten Trilogie trotz mancher Neuerungen. In Star Wars: Episode III zerreißt es einem fast das Herz, als die „Order 66“ ausgeführt wird. Während die Klonkrieger in einer bedrückenden Montage nacheinander alle verbleibenden Jedi hinterrücks ermorden, sehen wir Yoda, der sich bei dieser Erschütterung der Macht ans Herz greift und ins Taumeln gerät. Eine wirklich intensive Szene, nicht zuletzt, weil John William wie gewohnt zu Höchstformen aufläuft.
Überhaupt gibt es in diesem Prequel tatsächlich eine Reihe beeindruckender Momente. Hier nur ein paar Beispiele mehr: Mein kleines grünes Jedi-Ich brüllte triumphierend in meiner Brust, als Yoda die beiden Wächter vor Palpatines Senatszimmer mit einem einfachen Wisch durch die Luft gegen die Wand schmettert. Da wäre außerdem eine kleine aber sonst gewaltige Sequenz, in der Anakin nach seiner Mordserie auf Mustafa für eine Sekunde innehält und bei all dem Hass in seinem Gesicht eine einsame Träne vergießt.
Oder dieser eine Moment, wenn sich der berühmte Darth-Vader-Helm auf Anakins geschundenes Haupt niedersenkt und er die Augen vor Angst weitet. Neben dem sonst schon bekannten George-Lucas-Drehbuch-Schund wie „Du bist so wunderschön.“ – „Das liegt nur daran, dass ich dich so sehr liebe.“ – „Nein, nein, das liegt nur daran, dass ich dich so sehr liebe.“ gibt es nun endlich auch ein paar legendäre Zitate. Da flüstert Padme verzweifelt: „So geht die Freiheit zugrunde. Mit donnerndem Applaus“. Oder da brüllt Obi-Wan Kenobi tiefgetroffen: „Du warst mein Bruder Anakin. Ich habe dich geliebt!“.
Zum Schluss kommt ja bekanntlich das Beste und deswegen sei an dieser Stelle die geheimnisvolle Theater-Szene zwischen Palpatine und Anakin genannt. Hier erzählt der Kanzler die Geschichte von Darth Plagueis dem Weisen. Er ist dabei umgeben von einem audiovisuell eindrücklichen Festspiel, das träumerisch, ja beinahe trance-artig daherkommt. Dieses Zusammenspiel aus Filmset, Sound und spannendem Dialog gelang George Lucas nirgendwo sonst auf so fantastische Art und Weise.
Betrachten wir Star Wars: Episode III im Vergleich zu den anderen Teilen der Saga, dürfen wir nach zwei enttäuschenden Fehlversuchen nun endlich das Filmerlebnis genießen. Natürlich ist das dritte Prequel immer noch weit entfernt von einem perfekten Film. Natürlich schleppt der Streifen Altlasten der bei Zeiten miserablen Vorgänger mit sich. Natürlich bietet er aufs Neue genügend Raum für verständnisloses Seufzen. Aber darüber hinaus bekommt der Zuschauer mit Die Rache der Sith einen tempo- und actionreichen Abenteuerritt geboten, der in seiner Dramaturgie funktioniert und mit vielen gekonnt inszenierten Highlights das Negative vergessen lässt.
Regie: George Lucas
Drehbuch: George Lucas
Musik: John Williams
Darsteller: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Ian McDiarmid, Samuel L. Jackson, Christopher Lee, Anthony Daniels, Kenny Baker, Frank Oz