Der Soldat James Ryan (1998) | Filmkritik

Der Soldat James Ryan

Der Film Der Soldat James Ryan (Originaltitel: Saving Private Ryan) von Steven Spielberg erzählt die Geschichte eines Rettungstrupps von US-amerikanischen Soldaten, die während der Operation Overlord im Jahr 1944 einen einzelnen Soldaten namens James Ryan (Matt Damon) finden und nach Hause schicken sollen. Die Rahmenhandlung des Films ist hierbei in der Gegenwart angesetzt, in der ein Kriegsveteran den Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer besucht und sich an die Geschehnisse erinnert.

Die eigentliche Handlung startet mit der Landung der alliierten Truppen am Omaha Beach am 6. Juni 1944, der später als „D-Day“ in die Geschichte eingehen sollte. Nach heftigen Kämpfen ist die Küste der Normandie eingenommen. Es stellt sich heraus, dass einer der vielen Gefallenen ein Sohn der Familie Ryan ist.

Tragischerweise sind drei der vier Ryan-Söhne im Krieg gefallen. Der Generalstab der USA entscheidet sich dazu, eine Rettungsaktion unter dem Kommando von Captain John Miller (Tom Hanks) für den verbliebenen Sohn ins Leben zu rufen. Dieser war zuvor mit der 101. Luftlandedivision über der Normandie abgesprungen, die wegen schlechter Wetterbedingungen versprengt wurde. Die Rettungsaktion führt Millers Team dabei von der französischen Küste weit in das von deutschen Soldaten besetzte Hinterland.

Steven Spielberg hat ein Händchen dafür, spannende und berührende Geschichten auf die Leinwand zu bringen. Mit Der Soldat James Ryan hat er nach dem erfolgreichen und renommierten Drama Schindlers Liste (1993) einen weiteren im zweiten Weltkrieg spielenden Film geschaffen und damit vier Oscars und zwei Golden Globes gewonnen. Der große Erfolg ermöglichte spätere Produktionen wie die HBO Miniserie Band of Brothers und The Pacific und beeinflusste stilistisch auch Spielbergs Verfilmung des im ersten Weltkrieg angelegten Kinderbuchs Gefährten (Originaltitel: War Horse) von Michael Morpurgo.

Schauspielerisch fährt Spielberg große Geschütze auf: Darsteller sind neben Tom Hanks als verantwortungsvoller Captain Miller, Matt Damon als Private Ryan, Tom Sizemore als Sergeant Horvath, Edward Burns als Private Reiben und Vin Diesel als Private Carpazo. Einen kleinen Gastauftritt hat zu Anfang des Films Bryan Cranston (Breaking Bad, Godzilla (2014)) als Colonel des Kriegsministeriums.

Der Film weiß auf der Bild- und Soundebene zu überzeugen. Gerade in Kampfszenen wird eine sehr dichte Atmosphäre erzeugt und durch die dokumentarfilmartig wackelnde Kamera Authentizität im Stil einer Wochenschau vermittelt. Gleichzeitig wurde dem Bild Farbe entzogen, was den Kontrast enorm steigert, und spezielle Objektive benutzt, die einfallendes Licht besonders betonen. Stellvertretend für den Look des Films sei an dieser Stelle die 20-minütige Omaha-Beach-Landung genannt, die stilbildend für die folgenden Kriegsfilme war und bis heute zu den bekanntesten und beeindruckendsten Filmszenen überhaupt gehört.

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Das Sounddesign lässt in den vielen Actionszenen den ohrenbetäubenden Kriegslärm erschallen, während in den eher ruhigen Szenen der Paradescore von John Williams feierliche Hymnen und Fanfaren erklingen lässt.

Der Soldat Private Ryan begegnet dem Für und Wider von Kriegshandlungen, indem sich die Soldaten des Rettungsteams darüber austauschen, wofür sie eigentlich das enorme Risiko auf sich nehmen, einen einzelnen Soldaten zu suchen. Die Aussicht auf eine Heimkehr, die man sich im Krieg verdienen muss, erscheint ihnen Rechtfertigung genug. Dafür geht das Team auch über Leichen. Einzig der Charakter des Private Upham, einem naiv und unbeholfen wirkenden Übersetzer, äußert Kritik am Vorgehen der Truppe, etwa wenn es darum geht, ob Kriegsgefangene getötet oder freigelassen werden sollen.

„FUBAR“ (F**cked up beyond all recognition, zu Deutsch etwa: Alles im Ar**h) bildet eine zentrale Grundstimmung des Films. In einem Szenario, in dem die Welt aus den Fugen geraten ist, kann man niemandem trauen und wenn man es doch tut, ist man verloren. So entsprechen die dargestellten Deutschen auch stets dem Stereotyp des unmenschlichen, dummen Nazis. Moralisch-ethische Fragen sind hinderlich und werden versteckt, überspielt oder durch Aufrechnung der geretteten Menschen unter den Tisch gekehrt. Zudem greift Spielberg tief in die Patriotismuskiste, beginnt und beendet den Film mit einer Großaufnahme der US-amerikanischen Flagge und zeigt viele Bilder, die geradewegs von einem Rekrutierungsplakat stammen könnten, etwa Soldaten in Formation, die im Gegenlicht der Sonne einen Hügel hinaufmarschieren.

So wirkt der Film neben den gut gemachten Actionsequenzen an einigen Stellen sehr kitschig und klischeeüberladen. Die gezeigte Gewalt ist insbesondere für Zartbesaitete schwer zu ertragen, aber an keiner Stelle übertrieben. Es stellt sich nur die Frage, ob ein Film, der zeigen soll, dass Krieg eine schlechte Angelegenheit ist, auf solche Mittel zurückgreifen muss und seine Botschaft nicht auf eine andere Weise übermitteln kann.

Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Robert Rodat
Musik: John Williams
Darsteller: Tom Hanks, Edward Burns, Matt Damon, Tom Sizemore, Barry Pepper, Adam Goldberg, Vin Diesel

Handlung:

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