Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) | Filmkritik

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens

Der Häusermakler Knock (Alexander Granach) schickt im Jahr 1838 seinen Mitarbeiter Thomas Hutter (Gustav von Wangenheim) von Wisborg nach Transsylvanien. Dort soll der junge Makler dem unheimlichen Graf Orlok (Max Schreck) ein Haus in der heimischen Hafenstadt verkaufen.

Hutter bricht frenetisch auf und lässt seine junge Frau Ellen zurück in der Heimat. Diese wird schon kurz nach der Abreise ihres Mannes von Sorgen und dunklen Vorahnungen geplagt.

Kurz vor seinem Reiseziel muss Hutter feststellen, dass die Einheimischen Transsylvaniens in Furcht vor dem Grafen leben. Doch ohne sich beirren zu lassen setzt der Makler seinen Weg fort und gelangt letztendlich zum Schloss Orloks.

In den Bergen der Karpaten trifft Hutter auf den hageren und unheimlichen Schlossbesitzer. Es dauert nicht lange bis der Makler das eigenartige Verhalten seines Gastgebers fürchtet und auch die seltsamen Bissspuren an seinem Hals bedeuten nichts Gutes.

Zuspät erkennt Huttler aber, dass er mit seinem Kaufvertrag das Böse nach Wisborg eingeladen hat und er alle Bewohner sowie seine Frau Ellen in höchste Gefahr gebracht hat, denn Graf Orlok ist ein Vampir, der die Pest und den Tod in die kleine Stadt bringt.

Vor fast 100 Jahren entstand der fünfaktige Stummfilm Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens von Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau.

Der Spielfilm aus dem Jahr 1922 ist der erste Vertreter des Horrorfilms und zählt zu den wichtigsten Werken des Kinos der Weimarer Republik. Unzählige Filme versuchten bis heute ebenfalls Bram Stokers Roman Dracula auf die Leinwand zu bringen und nur wenige konnten dabei das Niveau eines Nosferatu erreichen.

Einen großen Einfluss darauf, warum der Film bis heute zu den Klassikern zählt, ist das Zusammenspiel des jungen Hutter und dem Grafen. Während Gustav von Wangenheim als ungestümer Held in Erscheinung tritt, verkörpert Max Schreck einen steifen und gespenstischen Gegensatz. Durch dieses einfache Mittel entsteht solch ein extremer Kontrast, der das Böse im Film zur vollen Entfaltung kommen lässt.

Was ebenfalls zur schaurigen Gestaltung des Films beiträgt sind die zahlreichen Schauplätze. Neben Wismar, Lübeck, Lauenburg Rostock und dem Tegeler Forst dienten ebenso verschiedene Orte in Rumänien als Kulisse. Das Karpatenschloss oder der Fluss Waag bieten dem Zuschauer unheimliche und schaurige Naturbilder.

Als Vorlage der Geschichte diente wie bereits erwähnt der Roman Dracula. Hinter Graf Orlok steckt Dracula, Van Helsing wurde zu Bulwer, Jonathan Harker zu Thomas Hutter und Mina zu Ellen. Doch auch bei der Handlung gab es gravierende Änderungen. Nicht länger ist es der Fortpflanzungsdrang des Grafen, der die Menschen bedroht, sondern Orlok dient als Sinnbild der Pest, die die Menschen in Wisborg heimsucht.

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Der Stil des Films ist durch einen sehr präsenten Low-Key geprägt. Wenig Licht verdeutlicht die Gefahr, die von dem Grafen ausgeht. Um die unterschiedlichen Tageszeiten des in schwarz-weiß gedrehten Films deutlicher darzustellen wurden durch einen Farbumbruch die einzelnen Szenen nachträglich koloriert. Die Nachtszenen sind blau eingefärbt, die Innenräume tagsüber sepiabraun und nachts gelborange. Eine Einfärbung in rosa wählte Murnau für die Szenen bei Morgengrauen.

Ebenso beeindruckend sind die Effekte, welche in Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens zum Einsatz kommen. Neben Zeitrafferaufnahmen und Negativbildern ist es vor allem die Doppelbelichtung, die Nosferatu sein gespenstisches Wesen verleiht. Auch der Einsatz von Stop-Motion lässt den Grafen das ein ums andere Mal durch das Bild schweben.

Insgesamt kann man zusammenfassen, dass Nosferatu auch in der heutigen Zeit noch den ein oder anderen Vampir ganz schön alt aussehen lässt. Auch wenn er als Horrofilm mit Sicherheit nur noch kleine Kinder erschrecken wird, beeindruckt er selbst nach knapp 100 Jahren noch mit einer ausgezeichneten Kameraarbeit (Fritz Arno Wagner und Günther Krampf), einer tragenden Musik (Hans Erdmann) und einem unvergesslichen Stil was das Setting und die Kostüme betrifft.

Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten erschien 2014 der Klassiker erstmals auch auf Blu-ray. Neben dem Hauptfilm mit einer Laufzeit von 95 Minuten sind ebenfalls 78 Minuten Bonus enthalten. Dazu gehört seltenes Werbematerial, eine 8mm Fassung mit Musik von Lucía Martínez sowie die Dokumentation Die Sprache der Schatten. Friedrich Wilhelm Murnau und seine Filme: Die frühen Jahre und Nosferatu. Abgerundet wird alles von einem 20-seitigen Booklet.

Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
Drehbuch: Henrik Galeen
Musik: Hans Erdmann
Darsteller: Max Schreck, Greta Schröder, Alexander Granach, Gustav von Wangenheim

Handlung:

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Bildrechte: Transit Film/Universum Film

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1 Kommentar(e)

Mathias Grunwald 8. Juli 2014 - 02:09
Für jeden, der sich auch nur ein wenig für Filme interessiert und einen Einblick in frühe gestalterische Techniken des Mediums erhalten möchte, ein absolutes Muss. Der Film ist vom Unterhaltungswert vielleicht nicht mehr wirklich aktuell aber sehr sehenswert und geschichtlich nun einmal der Ursprung der unzähligen Horrorfilme, insbesondere der Hitchcock Werke, welche von dem deutschen Expressionismus stark beeinflusst wurden. Außerdem begründet dieser Film das Vampir-Genre und ist Vorbild zahlreicher Dracula Verfilmungen.
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