Die Gefahr ist nur allzu oft unsichtbar und zeigt sie sich, ist es für das Überleben meist schon zu spät. Die Hafenstadt Claridge lebt vom Tourismus und der Nähe zum Meer. Dort wird ausgerechnet der größte Feiertag der US-Amerikaner zu einem Tag des Horrors und des Todes.
Als zwei französische Forscher im Wasser um den kleinen Küstenort herum an der Chesapeake Bay eine sehr hohe Konzentration an verschiedenen Giften feststellen und dies dem Bürgermeister mitteilen, wiegelt dieser die Gefahr ab. Denn kurz vor den anstehenden Feierlichkeiten zum 4. Juli soll keine Panik unter Anwohnern und Gästen entstehen.
Am Tag der Unabhängigkeit ist es dann aber so weit: Zunächst sind es nur Unmengen an toten Fischen, die an Land geschwemmt werden, bis die Menschen die tatsächliche Ursache ergründen können. Eine durch die Gifte mutierte Abart eines Endoparasiten springt von den Fischen auf den Wirt Mensch über – mit fatalen Folgen.
Nur das Jahre später veröffentlichte Video- und Audio-Material offenbart, was sich am 4. Juli 2009 wirklich in Claridge, Maryland zugetragen hat.
Das Genre des Found Footage, zu deutsch ‚gefundenes Filmmaterial‘, wurde durch Filme wie Blair Witch Project (1999), Paranormal Activity (2007) oder REC (2007) populär.
In The Bay ist es die junge Journalistin Donna, die das gefundene Filmmaterial ordnet, kommentiert und dem Zuschauer offenbart, was eigentlich vertuscht werden sollte. Sie selbst hat den Ausbruch der Parasiten miterlebt und überlebt.
Nur wenige Videoaufnahmen zeigen, was tatsächlich am 4. Juli 2009 in Claridge geschehen ist. So wie die Filmhandlung auf einen Tag komprimiert ist, wurde auch die Filmlänge auf knackige 84 Minuten gestrafft.
Da die Videoaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven gefilmt werden, entsteht eine nachvollziehbare Handlung und ein Spannungsbogen, welcher bis zum Ende aufrecht erhalten wird. Der Film präsentiert uns keinen klassichen Protagonisten, der die Handlung trägt. Die Zuschauer erfahren in überwiegend chronologischer Reihenfolge, wie Forscher auf das Gift stoßen, eine Familie per Boot auf den Küstenort trifft und mitten in die Katastrophe gerät sowie die Sicht eines Arztes, der versucht seine infizierten Patienten zu retten. Zwischen den drei Handlungssträngen werden immer wieder Aufnahmen von Überwachungskameras oder Polizeiwagen eingeblendet.
So fließen in The Bay zahlreiche unterschiedliche Bilder zusammen und zeichnen den grausigen Weg der verhängnisvollen Virus-Epidemie nach. An Abwechslung fehlt es in der Umsetzung nicht. Was der Low-Budget-Produktion aber fehlt ist eine überzeugende schauspielerische Leistung. Der Eindruck, dass es sich um echtes Videomaterial handelt, entsteht kaum und kann nicht ansatzweise an seine Vorgänger wie Blair Witch Project anknüpfen.Ebenso lassen richtige Schockmomente auf sich warten. Zwar mutieren die Menschen zu Zombie-ähnlichen Wirten und werden von innen heraus von den Parasiten zerfressen, jedoch sind die Bilder eher eklig als erschreckend.
Oscar-Preisträger Barry Levinson (Rain Man, Bugsy) betritt mit seiner Regiearbeit zu The Bay Neuland im Bereich des Found-Footage-Genres. In Zusammenarbeit mit den Produzenten von Paranormal Activity und Insidious liefert er einen weiteren Beitrag zu den bereits bestehenden Genrevorbildern und gewann auf dem Toronto Film Festival sogar den zweiten Platz in der Sektion Midnight Madness.
Zwar wird der Found Footage Film mit The Bay nicht neu erfunden, dennoch liefert Barry Levinson einige originelle Ideen. Auch wenn das große Schockerfinale ausbleibt, sind die verschiedenen Filmaufnahmen dennoch vielfältig gestaltet und der Film schafft es durch die Kürze bis zum Filmende hin zu unterhalten.
Regie: Barry Levinson
Drehbuch: Michael Wallach
Musik: Marcelo Zarvos
Darsteller: Nansi Aluka, Christopher Denham, Stephen Kunken, Frank Deal, Kether Donohue, Kristen Connolly, Michael Beasley
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