Saving Mr. Banks (2013) | Filmkritik

Saving Mr. Banks

Wer kennt sie nicht, die fliegende und tanzende Mary Poppins aus dem gleichnamigen Disney Klassiker aus dem Jahr 1964?

Seit Generationen verzaubert das magische Kindermädchen jung und alt und lässt Kinderträume wahr werden, wenn sie dem Nachwuchs der Familie Banks wichtige Lebensweisheiten näher bringt und pure Freude im Elternhaus verbreitet.

Was nur die wenigsten wissen ist die Tatsache, dass Walt Disney über 20 Jahre mit der Kinderbuchautorin P.L. Travers verhandeln musste, um die Filmrechte an den beliebten Kinderbüchern zu bekommen. In Saving Mr. Banks werden die letzten zwei Wochen der nervenaufreibenden Verhandlungen zwischen Konzernchef Walt Disney (Tom Hanks) und Buchautorin Pamela Travers (Emma Thompson) auf unterhaltsame und auch tiefgründige Weise filmisch umgesetzt.

© Walt Disney Studios

Nachdem die britische Kinderbuchautorin Pamela Travers in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, und ihr Haus zu verlieren droht, willigt sie schließlich ein, ihre Rechte an den „Mary Poppins“-Romanen an den Mickeymaus-Schöpfer Walt Disney abzutreten. Immerhin würde der damit einhergehende Geldsegen gerade recht kommen. Und so bucht sich die feine, englische Dame den nächsten Flug nach Los Angeles – in die Höhle des Zeichentricklöwen.

Noch wähnt sich Walt Disney siegessicher, seinen Töchtern endlich den lang ersehnten Wunsch zu erfüllen und Mary Poppins aus dem Buch auf die große Leinwand zu zaubern. Doch schnell wird klar, dass Mrs. Travers ganz eigene Vorstellungen einer Filmumsetzung hat. Weder lässt sich die englische Autorin von Disneys Plüschfiguren, noch dem großen Vergnügungspark blenden und gibt resolut ein Veto nach dem anderen an Disneys Kreativteam ab. Weder sollte Mary Poppins singen, noch tanzen und schon gar nicht mit Zeichentrickfiguren herumtoben!

Da haben es die Komponisten Richard und Robert Sherman nicht leicht, wenn der erhobene Zeigefinger von Mrs. Travers jede Gesangseinlage im Keim erstickt. Auch die Geduld des Zeichentrickgiganten wird auf eine harte Probe gestellt, wenn Mrs. Travers alle kreativen Gespräche auf Tonband aufgenommen haben möchte und jeden neuen Einfall abzuwehren weiß.

Doch nicht nur das Haus Disney wird zum Schauplatz der Handlung, sondern auch eine anfangs idyllische Familiengeschichte aus Pamela Travers Kindheit. Der liebende Familienvater (Colin Farrell) verliert seine Anstellung in der Bank und seine Familie ist gezwungen, zwecks einer Neuanstellung, umzuziehen.

© Walt Disney Studios

So sehr er seine Kinder, besonders Töchterchen Pamela, auch liebt, treibt ihn die eigene Unzufriedenheit über den Ausbeuterjob und das Geld in den Alkoholismus. Mehr und mehr verfällt er dem Schnaps und Kindheitsträume drohen zu zerplatzen, wenn Pamela ihren fantasievollen Vater nicht mehr wiedererkennt.

Und so wird die Buchautorin von Disneys Plänen und traurigen Kindheitserinnerungen hin- und hergerissen, bis sie zu zerbrechen droht. Nur der Chauffeur Ralph (Paul Giamatti) lässt sich von der anfänglich harten und abweisenden Art der Autorin nicht beirren und blickt hinter die Fassade seines seltsamen Fahrgastes, bis sich so etwas wie Freundschaft entwickelt.

Zwar ist das Ergebnis der Verhandlungen absehbar, sonst gäbe es den Film Mary Poppins mit Julie Andrews in der Hauptrolle nicht, aber unterhaltsam ist die Reise vom Buch zum Film dennoch. Besonders die schauspielerische Glanzleistung einer Emma Thompson (Eine zauberhafte Nanny) sorgt mit all seinen Fassetten und Nuancen dafür, das man gebannt auf die Leinwand schaut und sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, wenn Walt Disney genervt zur Zigarette greift, weil er dem schrulligen Hausgast sonst an die Kehle ginge.

Kaum zu glauben, dass die Disney Studios einen Film produzierten, in dem sie auch vor Kritik an Walt Disney nicht zurückschreckten. Regisseur John Lee Hancock versteht es, das hochkarätig besetzte Ensemble geschickt einzusetzen und die Zeitsprünge in Pamelas Kindheit so zu nutzen, dass sie die Handlung nicht ausbremsen, sondern plausibel begründen.

© Walt Disney Studios

Tom Hanks (Cast Away) als Urvater der Maus macht eine solide Arbeit, bleibt jedoch hinter Emma Thompsons Energie etwas im Hintergrund zurück. Doch besonderes Lob verdient Colin Farrell (Dead Man Down) in seiner Rolle als aufopfernder Familienvater. Selten hat man ihn so emotional und tiefgründig spielen sehen, wie er seine Tochter auf Händen trägt und alles versucht, um die Fantasie der Kinder trotz schwerer Zeiten zu bewahren. Um so klarer wird es bei voranschreitender Handlung, wie wichtig diese Vaterrolle ist und welchen Einfluss sie auf die Kinderbuchautorin der Gegenwart hat.

Niemals langweilig oder kitschig zeigt Saving Mr. Banks, welch jahrzehntelanger Kraftakt nötig war, um ein Meisterwerk der Filmgeschichte für die Leinwand zu adaptieren. Zu schade nur, dass die hinreißende Emma Thompson für ihre brillante Darstellung keine Oscarnominierung bekam. Verdient hätte sie es auf jeden Fall!

Auch Paul Giamatti (12 Years a Slave) weiß in seinen rar gesäten Auftritten ebenfalls zu überzeugen, wenn er als Chauffeur Ralph eine äußerst anstrengende Pamela Travers mit stoischer Ruhe und unerschöpflicher Gelassenheit erträgt. Und bis es zur erlösenden Filmpremiere 1964 kommen kann, werden die Nerven aller Beteiligten nicht geschont.

Wer schon immer hinter die Kulissen eines großen Unterhaltungsriesen schauen wollte, sollte sich diesen Film keinesfalls entgehen lassen. Und wer genügend Sitzfleisch hat, um den Abspann zu studieren, wird mit Originalaufnahmen und Fotos der echten Pamela Travers und Walt Disney himself belohnt! Natürlich darf man diesen Film nicht als Dokumentation verstehen, denn vieles der Originalgeschichte ist mit Sicherheit verschönt, romantisiert und verharmlost worden, aber das tut dem Kinovergnügen zumindest keinen Abbruch.

Regie: John Lee Hancock
Drehbuch: Kelly Marcel, Sue Smith
Musik: Thomas Newman
Darsteller: Emma Thompson, Tom Hanks, Paul Giamatti, Jason Schwartzman, Bradley Whitford, Colin Farrell

Handlung:

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Bildrechte: Walt Disney Studios

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