RoboCop (2014) | Filmkritik

RoboCop (2014)

Es scheint fast so als gingen die Filmschaffenden von Hollywood mit dem Finger durch ein altes Filmlexikon. Anders kann man sich nicht erklären, warum ein Titel nach dem anderen aus den goldenen 80ern reanimiert wird. Waren es in den letzten Jahren Streifen wie Miami Vice, Das A-Team oder Total Recall, steht jetzt RoboCop aus dem Jahre 1987 auf dem Speiseplan der Film-Recycler.

Warum auch nicht? Immerhin ist der Look des Originals mehr als angestaubt und die Story kann auch ein kleines Makeover vertragen. Doch unterschätzen sollte man den gesellschaftskritischen Ansatz von Regisseur Paul Verhoeven nicht, der in vielen Szenen einfach einen großartigen Job geleistet hat und sich mit unterschwelligem Antiamerikanismus nicht zurückhielt.

Somit hat es Regisseur José Padilha (Tropa de Elite) nicht einfach in die großen Fußstapfen des Originals zu treten, zumal er noch nicht viele Filme in seinem Lebenslauf vorzuweisen hat. Aber vielleicht kann er ja nun mit dem Remake des Klassikers RoboCop den ganz großen Durchbruch auf der Kinoleinwand schaffen, oder etwa nicht?

Im Mittelpunkt der Geschichte steht, wie bereits im Original, der Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman). Als liebevoller Vater und Ehemann ist es um so grausamer, dass er eines Tages Opfer einer Autobombe wird. Doch dem Rüstungskonzern OCP und seinem Geschäftsführer Raymond Sellars (Michael Keaton) kommt dieser Zwischenfall gerade recht.

Immerhin hat der Großkonzern einige Imageprobleme im eigenen Land. Zwar verkauft man Cyborgsoldaten und Drohnen erfolgreich an das US- Militär, doch der Einsatz ist nur außerhalb der USA erlaubt. Für Einsätze im Inland fehlt die Zustimmung des Senats. Zu groß ist eben die Angst, dass man irgendwann von Maschinen tyrannisiert wird.

Mit dem halbtoten Murphy hat man nun die Chance, einen lebenden Menschen in eine Maschine zu verfrachten und somit das Beste aus beiden Welten zu erschaffen. Und so hat man nach unzähligen Operationen und Trainingseinheiten einen perfekten Polizisten vorzuweisen, der den Senat vielleicht dazu bringen kann, seine „Robophobie“ abzulegen, wie es Medienmogul Pat Novak (Samuel L. Jackson) in seiner Politsendung so treffend formulierte.

Doch der anfängliche Schein trügt. Vom freien Willen Robocops merkt man nicht mehr viel als dieser kurz vor einer Pressekonferenz eine Panikattacke bekommt. Kurzerhand schaltet Doctor Norton (Gary Oldman) jede Menschlichkeit per Knopfdruck ab und aus Alex Murphy wird eine herzlose Maschine, die nicht einmal den eigenen Sohn erkennt. Schon bald entzieht sich Murphy aber mehr und mehr der Kontrolle seiner Schöpfer und ermittelt auf eigene Faust gegen jene, die ihn umzubringen versuchten.

Was waren das für Marketingkampagnen, die uns hungrig auf den Film machen sollten! Zuerst streute man einige Setfotos des neuen Robocops im Internet und dann gab es auch virale Werbespots von OCP zu sehen, in denen die Zukunft der Robotersoldaten vorgestellt wurde, als seien sie bereits Teil unserer Realität. Kein Wunder also, dass viele Kinobesucher heiß auf die Neuauflage dieses Klassikers waren!

Mit RoboCop scheiden sich jedoch die Geister. Zwar hat man hier und da ein paar nette Ideen eingebaut, aber auf großer Strecke bleibt der Film ein auf Hochglanz polierter Actionstreifen ohne viel Inhalt. Der Zynismus eines Verhoeven fehlt hier ebenso, wie der Mut, mehr in die Tiefe zu gehen und echtes Diskussionsmaterial zu bieten. Wenn RoboCop einem Egoshooter gleich ein Drogenlabor zerlegt und man oben rechts sogar einen Sterbezähler mitrattern lässt, zerfällt der Film in eine pure Materialschlacht für Halbwüchsige.

Doch für einen Actionfilm gibt es eben viel zu wenig Action und für eine tiefsinnige Story wird dann schon wieder zu viel geballert. Es ist schwer diesem Film eine eigene Identität zu verleihen.

Die Besetzung ist stark ausgewählt und kann mit Namen wie Michael Keaton (Batman), Gary Oldman (Paranoia) und Samuel L. Jackson (Django Unchained) überzeugen, doch gerade Hauptdarsteller Joel Kinnaman (Verblendung) hat es nicht leicht. Ihm bleibt zu wenig Raum, um den Konflikt zwischen Mensch und Maschine richtig auszuleben und wo Peter Weller damals den Robotergang perfekt inszenierte, stapft Kinnaman eher lieblos durch den Korridor. Keaton und Oldman spielen dagegen mit all ihrem Können und wandeln sich mal zur guten und mal zur schlechten Seite, wenn sie für den Erfolg der Firma über Leichen gehen.

Als eigenständiger Film mag RoboCop zwar eine solide Leistung bringen, aber im Vergleich zu dem Original hinkt er meilenweit hinterher. Und ein Remake muss dem Original nicht nur standhalten können, sondern auch gute Gründe liefern warum es einen erneuten Aufguss nötig hatte. Genau bei dieser Mission scheitert RoboCop ganz gewaltig. Wo sind die Intrigen innerhalb von OCP? Wo ist die streikende Polizisten von Detroit, die es sich nicht gefallen lässt, von einem Blechpolizisten ersetzt zu werden? Wo sind die Fehlschläge des ED-209 und die gefährlichen Macken der K.I.?

Viel zu schnell akzeptiert die Öffentlichkeit den Cyberbullen und keiner stellt die Moral dahinter in Frage. Bleibt nur zu hoffen, dass man sich mit einer möglichen Fortsetzung mehr zutraut und dem Zuschauer etwas frisches und mutiges präsentiert.

Regie: José Padilha
Drehbuch: Joshua Zetumer
Musik: Pedro Bromfman
Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Abbie Cornish, Jackie Earle Haley, Michael K. Williams, Jennifer Ehle, Jay Baruchel

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