Mama (2013) | Filmkritik

Mama

Wenn Guillermo del Toro sich durch einen Kurzfilm dazu hinreißen lässt, dem bis dato unbekannten Regisseur Andrés Muschietti, einen Langfilm zu produzieren, liegen die Erwartungshaltungen naturgemäß hoch. Wenn dann sogar noch Schauspielgrößen wie Nikolaj Coster-Waldau (Game Of Thrones) und Jessica Chastain (Zero Dark Thirty) verpflichtet werden können, frohlockt das Herz des Horror-Affinen Filmliebhabers.

Ob Mama die hohen Erwartungen an sein Publikum erfüllen kann, das erfahrt ihr hier.

Zwei lange Zeit als vermisst geltende Mädchen werden nach vielen Jahren verwildert und verwahrlost aufgespürt. Es scheint ein Wunder zu sein, dass sie nach all der Zeit überhaupt noch am Leben sind. Lucas, der Onkel der beiden, (Nikolaj Coster-Waldau) und seine Freundin Annabel (Jessica Chastain) erklären sich bereit die Kinder bei sich aufzunehmen. Doch schon bald häufen sich die Anzeichen im Haus, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Gleich vorneweg: Mama ist atmosphärisch wundervoll. Knarzende Türen, düstere Gänge, bedrohliche Symbole – die ganze Schiene des klassischen Suspensekinos wird bedient. Es wird schnell klar, dass Guillermo del Toros Wahl eine Gute war.

In Zeiten effektheischender Horrorfilme, die den Zuschauer nur noch möglichst vielen Reizen auszusetzen versuchen, ist es Balsam für die Seele, einen Film zu sehen, der, zumindest lange Zeit lang, gekonnt mit den klassischen Urängsten des Menschen spielt. Die Bedrohung findet im Kopf statt. Schöne, ruhig inszenierte Kamerafahrten, gepaart mit einem bedrohlichen Setting, bewirken oftmals mehr als wilde Schnittorgien, die in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen zu sein scheinen.

Auf die klassischen Jumpscares kann allerdings auch Mama nicht verzichten. Sie werden allerdings bedächtiger eingesetzt und entfalten dadurch oftmals auch die erwünschte Wirkung. Der Stimmung zuträglich ist zudem, dass die Schauspieler allesamt ihre Sache sehr gut machen.

Die Mädchen wirken anfangs wunderbar bedrohlich. Nikolaj Coster-Waldau merkt man die Besorgnis über das Wohlergehen der Kinder an und auch Jessica Chastains Wandlung von der (leicht klischeebehafteten) Rockerbraut zur erwachsenden Frau mit fürsorglicher Bindung zu den Mädchen wird nicht überstürzt und bleibt daher glaubhaft.

Was man Mama letzten Endes vorwerfen könnte, ist allerdings leider die Devise „Style Over Substance“. Das Drehbuch ist besser erzählt und visualisiert als es eigentlich ist. Das ist dem Regisseur hoch anzurechnen, schöner wäre es allerdings gewesen, am Script noch etwas zu feilen.

Die Nebengeschichte der Tante (Jane Moffat), die die Kinder für sich beanspruchen will, bleibt mehr oder weniger fruchtlos und baut ein Konfliktpotential auf, das irgendwann einfach ins Leere läuft und auch nie wirklich bedeutsam war. Auch Dr. Dreyfuss (Daniel Kash), den Psychiater der Mädchen, ereilt ein ähnlich sinnloses Finale.

Nichtsdestotrotz fällt es einem nicht schwer sich über die Lücken der Geschichte und die Banalität der Ghost-Story hinwegzusetzen und sich von Andrés Muschietti einfach ins Gruselkabinett mitnehmen zu lassen.

Fingernagelabdruckgarantie in den Sessellehnen inklusive.

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Bildrechte: Universal Pictures

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