Side Effects (2013) | Filmkritik

Side Effects

Emily Taylor ist überglücklich, als ihr Mann Martin nach fünf Jahren Haftstrafe endlich aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch ihre Freude hält nicht lange an.

Geplagt von Angstzuständen und Schlafproblemen fährt sie eines Tages nach der Arbeit mit ihrem Wagen frontal gegen eine Wand und landet im Krankenhaus. Psychiater Dr. Jonathan Banks nimmt sich ihr an und versucht ihren Gemütszustand durch Gespräche und Medikamente zu stabilisieren.

Emilys Zustand verbessert sich, doch durch ihre neuen Tabletten wird sie zur Schlafwandlerin. Weitere Medikamente sollen diese Nebenwirkung stoppen. Durch all die Medikamente verfällt Emily jedoch immer öfter in geistige Abstinenz und nimmt ihre Umwelt kaum noch wahr.

Eines Tages liegt ihr Ehemann brutal niedergestochen in der Wohnung. Die Fingerabdrücke an der Mordwaffe und Blutspuren führen eindeutig zu Emily. Diese gibt jedoch an, dass sie sich an nichts erinnern kann.

Dr. Jonathan Banks beginnt sich mit den Nebenwirkungen ihrer Medikamente zu beschäftigen und stößt dabei auf einige verborgene Geheimnisse. Doch auch der Druck auf ihn steigt. Entweder sagte er aus, dass Emily ihren Mann ermordet hat oder er muss zugeben, dass seine Behandlung als Arzt fehlerhaft war und er seiner Patientin gefährliche Medikamente verabreicht hat. Sein Leben zerfällt Stück für Stück in seine Einzelteile.

Auch die Medien stürzen sich auf diesen Fall und stellen Dr. Jonathan Banks aufgrund seiner Behandlung an den Pranger. Zunehmend nehmen nicht nur seine Patienten von ihm Abstand, auch seine Familie verlässt ihn. Doch Jonathan Banks will sein altes Leben zurück und beginnt sich den Fall noch einmal genauer anzuschauen.
Dabei gerät er in ein Netz voller Intrigen und Verrat. Wem kann er noch trauen?

Bereits für sein Regiedebüt Sex, Lügen und Video im Jahr 1989 wurde Regisseur Steven Sonderberg mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet. Auch die Academy Awards dominierte er im Jahr 2001 mit seinem Werk Traffic.

2011 dann beschäftige sich der Filmschaffende in seinem Thriller Contagion mit der Pandemie eines tödlichen Virus, beleuchtete dabei die öffentliche Gesundheit und beschrieb gekonnt den gesellschaftlichen Zustand. Parallelen zur realen SARS-Pandemie aus dem Jahr 2002 waren nicht zu übersehen.

Sein neuestes Werk Side Effects wirft nun einen kritischen Blick auf die Machenschaften der Pharmakonzerne und die Nebenwirkung von diversen Medikamenten. Besonders die meist unbekannten oder unbeachteten Nebeneffekte bei der gleichzeitigen Einnahme unterschiedlicher Medikamente. Dabei verwickelt er seine Charaktere in ein Spinnennetz aus Intrigen, denn jeder Charakter führt ein doppeltes Spiel und verfolgt selbstsüchtig seine eigenen Interessen.

Während wir zu Beginn des Films das Pärchen Emily und Martin Taylor verfolgen, nimmt im späteren Verlauf Dr. Jonathan Banks immer stärker das Zepter der Geschichte in die Hand. Emily Taylor wird von der Schauspielerin Rooney Mara verkörpert, welche erst kürzlich in dem Remake Verblendung zu sehen war. Als Zuschauer sehen wir eine depressive junge Frau, die sich nach einer glücklichen Ehe mit ihrem Mann sehnt. Der wachsende Verfall von Rooney Maras Figur wird glaubhaft dargestellt und der Charakter zieht von Mitleid bis Hass zahlreiche Emotionen auf sich.

Channing Tatum als Ex-Sträfling und Ehemann tritt nur in den ersten Szenen des Films in Erscheinung, bevor er als blutiges Opfer niedergestochen auf dem Boden seiner Wohnung liegt und logischerweise keine weiteren Szenen erhält. Ein großer Raum zur Entfaltung seines Charakters wird ihm nicht geboten.

Dreh und Angelpunkt der Handlung ist ab dann der Charakter des Dr. Banks‘, der von Schauspieler Jude Law dargestellt wird. Wie seine Patientin Emily zerfällt auch das Leben des Psychiaters mit zunehmender Spieldauer in seine Einzelteile und eine bittere Pille nach der anderen muss geschluckt werden. Jude Laws Figur entwickelt sich dabei vom Opfer zum Puppenspieler und nimmt das verworrene Spiel in die Hand.

Catherine Zeta-Jones stößt erst im letzten Abschnitt des Films wirklich zur Handlung hinzu, kann aber trotzdem in den entscheidenden Momenten ihr Können gekonnt zur Geltung bringen.

Insgesamt wartet Side Effects mit viele Wendungen und Überraschungen auf, welche Steven Sonderberg bewusst für die fesselnde Unterhaltung seines Publikums einsetzt. Bereits von Beginn an baut der Regisseur eine Spannung auf, die konstant über die gesamte Laufzeit von 106 Minuten gehalten wird. Doch zum Ende hin scheint es, als wollte man etwas zu viel des Guten. Jeder Charakter betrügt den anderen und etliche Intrigen sollen noch schnell ein Ende finden. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren, wer nun wen erpresst und von wem bedroht wird. Auch bei der anfangs deutlichen Kritik an der neumodischen Verabreichung von Medikamenten wird zum Ende hin noch einmal stark zurückgerudert und das Thema erhält keinen befriedigenden Abschluss.

Side Effects mag kleine Nebenwirkungen haben, ist im Großen und Ganzen aber ein spannender Psychothriller, der einen kritischen Blick auf die Gesellschaft wirft und den Zuschauer über die komplette Dauer bei Laune hält. Auf jeden Fall keine Schlaftabelette!

Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Scott Z. Burns
Musik: Thomas Newman
Schauspieler: Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum

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