Kriegerin (2011) | Filmkritik

Kriegerin

Die 20-jährige Marisa ist schon seit längerer Zeit eine ekstatische Anhängerin der rechten Ideologien und lebt ihren blinden Hass gegenüber Migranten, Juden, Politikern und der Polizei in einer Kleinstadt Ostdeutschlands vollkommen aus. Ihr Körper wird von Tätowierungen wie „Skingirl“ und Hakenkreuzen verziert. Jeder der nicht in ihr Weltbild passt, wird von ihr und ihrer Clique verspottet und zusammengeschlagen.

Auch die beiden afghanischen Asylbewerber Jamil und Rasul, welche sich an einem Badesee entspannen wollen, werden Opfer von Beschimpfungen und Erniedrigung der rechten Gruppe. Als sie mit ihrem Roller der Szene entfliehen, verfolgt Marisa das Gespann und rammt mit ihrem Auto die Migranten in den Graben. Schnell flieht sie von der Unfallstelle.

Umso überraschter ist sie, als Rasul einige Zeit später in dem Supermarkt auftaucht, in dem Marisa als Kassiererin arbeitet und sie um Essen und Hilfe bittet. Eine Kette von Ereignissen wird ausgelöst, bei der nicht nur Marisas Weltanschauung komplett auf den Kopf gestellt wird, auch das junge Mädchen Svenja gerät in Kontakt mit der rechtsextremen Szene und rutscht immer tiefer hinein.

Es scheint keinen Ausweg mehr zu geben.

Am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches in Kraft, der Krieg in Europa war somit beendet. Doch das nationalsozialistische Gedankengut des Zweiten Weltkrieges und der Nazi-Diktatur starb damit nicht aus. Vertreter des Neonazismus in Deutschland leben noch heute die Ideologien und scheuen nicht vor grausamer Gewalt gegenüber Migranten zurück.

2012 erschien der deutsche Spielfilm Kriegerin von Regisseur David Wnendt und der Zuschauer erhält einen ungeschminkten Einblick in die Neonazi-Szene Deutschlands. Bereits zu Beginn des Films wird deutlich, dass Protagonistin Marisa und ihre Clique sich gegen alles auflehnen was nicht in ihr verdrehtes Weltbild passt.

Sie pöbeln durch die Deutsche Bahn und suchen stetig nach Ärger. Sobald sich ein Ausländer zeigt, wird dieser brutal zusammengeschlagen und die Tat gefilmt, damit sie anschließend auf Youtube zur Schau gestellt werden kann. Abends trifft man sich dann, um rechtsradikale Bands zu hören und dabei reichlich Alkohol zu vernichten.

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Kriegerin begleitet seine Figuren jedoch auch ins Leben der Protagonisten Abseits der Gruppe und präsentiert uns, dass auch dort der Hass gegen Migranten keine Grenzen kennt. So weigert sich Marisa zum Beispiel ausländische Kunden im Supermarkt zu bedienen und am örtlichen See verteidigt man sein Revier.

Der Film macht keinen Halt vor brutalen Gewalttaten und sorgt mit ihren expliziten Darstellung auf jeden Fall für Aufsehen und regt bei solchen Bildern sicherlich zum Nachdenken an. Das ein oder andere Mal verfällt der Film aber leider bei seiner Erzählstruktur in Klischees und auch die Geschichte verheddert sich nur allzu gerne mit Ungereimtheiten.

Zugpferd des Gesamten ist die Hauptdarstellerin Alina Levshin, die mit ihrer Darstellung der 20-jährigen rechtsradikalen Marisa für den Kern des Films sorgt. Ihr Alltag verdeutlicht uns am stärksten, welche Gedanken einen Neonazi lenken und welche Meinungen vorherrschen. Zudem wird der familiäre Einfluss durch Großvater Franz präzisiert.

Das Werk von David Wnendt verliert zwar immer wieder seinen Weg, aber dies tun auch die jugendlichen Figuren in Kriegerin. Genau diese Tatsache macht den Film so glaubwürdig und ehrlich.

Regie: David Wnendt
Drehbuch: David Wnendt
Musik: Johannes Repka
Schauspieler: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad Wasil Mrowat, Gerdy Zint, Lukas Steltner

Handlung:

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